GEILER GEIZ

Abgesehen davon, dass der geile Geiz, der mit Sparsamkeit wohl am allerwenigsten zu tun hat und inzwischen für alles Käufliche (einschließlich von Flatrates für den Puff) propagiert wird, gibt ein umfangreicher Teil der Wohlstandsbürger ein Mehrfaches seiner Knete gegenüber der Kosten für den täglichen Bedarf für das nicht mehr wegzudenkende, handliche Ding und dessen ohne Unterlass weiter optimierte Universalgeräte aus, mit denen inzwischen fast alles möglich ist 

Auch jener Begriff, dem man heute gern ein positives Mäntelchen verleiht und der als „Nachhaltigkeit“ formuliert wird, hat zum Beispiel nichts mehr mit vergangener langlebiger Ausstattung zu tun, wie es dunnemals üblich war, und mit einer Hochzeitstruhe voller Aussteuer fürs Töchterchen schon gar nicht. Heute erwirbt man eher zehn T-Shirts a eins-fünfzig statt nur eins für fünfzehn Euro. Die zehn Dinger kann man einfach nacheinander anziehen und anschließend – mir nichts, dir nichts – in die Abfalltonne hauen und erspart sich dabei noch das Waschen. Als Alternative dazu gibt es allerdings teure Markenprodukte, mit denen man die Konkurrenz aus dem Feld schlagen kann, zum Beispiel die bodysteifen Be-Has von Susi Pampelmusi. 

Für intelligente Komik halte ich mir immer ein Ohr offen. Wenn diese Komiker der Werbebranche mich aber mit pseudowissenschaftlichen Argumenten verarschen wollen, bleibt ihr beworbenes Produkt ein witzloses Blabla, das mich letztendlich zu einem nicht zu überzeugenden Werbemuffel werden ließ.

Mein dementsprechendes Verhalten ist ja keineswegs unbegründet, wenn man sich einiger dieser werbenden Slogans einmal konkret widmet, bei denen ich mich meist frage: „Um welches Produkt mag es sich dabei wohl handeln?“ Grundsätzlich fühle ich mich bei aller Fantasie überfragt:  Beispielsweise, wenn es da für ein rezeptfreies Pharma-Produkt heißt: „…..Pisopott gegen nächtlichen Harndrang mit der vierfachen Kraft der Herbstpistel“ (oder so ähnlich). Wieviel mag wohl das Vierfache einer undefinierten Kraft sein?

Nicht besser steht es mit jener Zahnpasta, die uns sauberere Zähne verspricht. Ich dachte immer: sauber sei sauber! So kann man sich irren.

Warum wohl 91% der Kunden „Popo-Wisch“ und nur 89% „Bläh-Stop“ weiterempfehlen, wird mir sicher ein ewiges Rätsel bleiben. 

Auch die genau mit 83% angegebenen besseren Chancen für einen Job – nach dem Besuch eines nicht gerade unentgeltlichen Kurses – machten mich stutzig. Trotz gediegener Kenntnisse hinsichtlich der Prozentrechnung blieb mir auch hierbei eine Nachvollziehbarkeit des Ergebnisses verborgen. Nachhaltig scheint mir auf dem Gebiet der Werbung lediglich das Echo zu sein, das ausnahmslos wie „Sale!“ klingt.

Eine echte Nachhaltigkeit findet man allerdings im Prinzip der Protagonisten, die diese beworbenen Produkte auf den Markt bringen und – dank konsequenter Besitzorientierung – klingende Münze in Macht verwandeln können, ein geniales Prinzip, das sogar auch reziprok funktioniert und ab einer gewissen Rendite ihre Anwender gar in die Reihen der Eliten befördert.

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