Ein Vorwort

Wie etliche Altersgleiche (nach persönlichen Erfahrungen) leide ich an „digitaler Unverträglichkeit“ – zwar thematisch begrenzt, das heißt: nicht an digitaler Abstinenz. Meine Unverträglichkeit jedoch ist absolut vorsätzlich. Ich meide all das an den sogenannten „sozialen Medien“, was mir eher als asozial erscheint, das, was den unwiederbringlichen Wert von Zeit für das analoge Leben einschränkt, für Zeit, die mir wohl vermutlich nicht mehr in unbeschränktem Maß zu verfügung steht.

Dabei ist das Verb „leiden“ sicherlich das unpassendste, denn ich leide ja gern und sehe jenes Leiden keinesfalls als eine Form von Selbstkasteiung an – etwa als Reue und Buße für vergangenes Fehlverhalten. Es ist lediglich ein Zugeständnis an die realistische Gegenwart.

Ganz sicher gab es einen Anlass, meine über Jahre gesammelte Zettelwirtschaft, die sich im Rahmen unterschiedlichster Aufmerksamkeiten und Reflexionen bewegte, einmal zu fixieren, wie ich es in Max Frischs Tagebüchern 1946 -49 als eine Art Vorbild empfand. (Bitte keine literarischen Vergleiche ziehen!, auch wenn uns eine gemeinsame ursprüngliche Berufsbildung verbindet, die mich ihn gar als einen Fachkollegen betrachten lässt.) Frischs erzählerische Aufzeichnungen ließen mich einen Blick in eine Zeit werfen, deren selbst Erlebtem ich mich (zwar lückenhaft) noch recht gut erinnere, jener Ära des Neubeginns nach fast sechs Kriegsjahren und für mich lebenslanger Unterordnung – sowohl innerhalb der Nazi-Diktatur, die ich als Jugendlicher miterlebte, wie in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren. Umfassende historische Hintergründe jedoch gehörten zu meinem Nachholbedarf, der mir selbst in Frischs Tagebüchern nach siebzig Jahren noch Erkenntnisse brachte. 

Da stand am Ende für mich die Frage: Könnte es vielleicht meinen Kindern, Enkeln und Urenkeln nicht einmal ähnlich ergehen, dass sie Hintergründe aus der Zeit ihres Erlebens in Erfahrung bringen möchten? Dafür schreibe ich auf, was mir auf- und einfällt – und das ganz altbacken in Druckbuchstaben auf Papier – wobei sicher das Adjektiv „altbacken“ wohl eher der formalen Darlegung als dem Inhalt gilt, denn mit dem Augenzwinkern der Satire, die für mich stets die konsequentere Seite des Ernsthaften darstellt, begebe ich mich mit meinen Aufzeichnungen unter das leicht variierte, gestohlene Motto: 

„Ein Leben ohne Satire ist zwar möglich, doch sinnlos.“    

Da ich mich nun einmal (und das : endgültig!) dazu entschieden habe, nicht öffentlich die Hosen herunterzulassen und als sogenannter Blogger mich global jedweder positiven wie negativen Kritik auszusetzen, tippe ich Auffälligkeiten und Gedanken in meinen diskreten Computer, dem ich nicht einmal die Verbindung ins Internet gönne.

Die gelegentlichen Ausdrucke erhalten lediglich diejenigen zu Gesicht, die meiner gestrengen Auswahl entsprechen. Damit verzichte ich allerdings vorsätzlich sowohl auf fragwürdige Berühmtheit, wie auf das Phänomen finanzieller Einkünfte, die als nicht bestellte Werbung bei Auftritten, beispielsweise als Styling-Show der attraktiven Samantha oder dem jung gebliebenen Großvater Juppi, der alltäglich seine  Ratschläge hinsichtlich jugendlichem Outfits erteilt, Auftritte, die längst als lukratives Geschäftsprinzip gelten.