UNSERE LÄDEN

Kürzlich geriet ich innerhalb der Fernsehprogramme zu einer aktuellen Reportage über Armut in Deutschland. Da ich nicht hinter dem Mond lebe, brachte mir die Sendung kaum etwas Neues – mit einer einzigen Einschränkung: dem Schlusskommentar der Moderatorin jener Reportage. Voller verbalem Mitgefühl verkündete sie, dass eine der vorgestellten Protagonistinnen, eine allein erziehende Mutter, ihren alltäglichen Bedarf ausschließlich in Discount-Läden befriedigen könne. Vielleicht ein bisschen weit hergeholt, fiel mir eine unvergessliche, im umgekehrten Sinn analoge Episode aus längst vergangenen Tagen ein. Es waren tiefste DDR-Zeiten, als eine gute Bekannte, Gattin eines Zahnarztes, in einer Tischrunde von „unseren Läden“ sprach, womit sie nicht etwa Konsum und HO meinte, sondern „Exquisit und Delikat“ mit gepfefferten Ostmark-Preisen und dem „Inter-Shop“ mit harter Währung. Damals blieb mir nichts anderes übrig, als die Formulierung „unsere Läden“ widerspruchslos zu überhören, um kein Mitleid zu erregen……….

Heute dagegen sollte ich wohl meine Einkäufe in Discount-Läden lieber verschweigen, um nicht einem absolut unangebrachten Bedauern zum Opfer zu fallen.     

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