PROBLEM GELÖST!

Meine Morgenzeitung möchte ich nicht missen, auch wenn die Spalten leider mehr und mehr mit sich wiederholendem Blabla gefüllt sind, ein Zustand, den man dunnemals für die Tagespresse als sogenanntes Sommerloch bezeichnete. Das schließt jedoch nicht aus, dass eine außergewöhnliche Neuigkeit mich den ganzen Tag in eine Art von Euphorie versetzt.

Unlängst erfuhr ich, dass man mitten in einem Neubaugebiet einen Kreisverkehr eingerichtet hat, dessen abgehende Straßen „an allen vier Ecken“ als Alleen bepflanzt wurden. 

Da scheint nun endlich das uralte Problem der Quadratur des Kreises gelöst zu sein, jene Aufgabe, der ich mich als Schüler bereits vergeblich widmete.

ECHT KRASS!

Egal, wo ich mich außerhalb meiner vier Wände befinde, kaum ein Teeny hat nicht so ein „handliches Ding“ am Ohr, spricht hinein oder lässt die Finger mit sturem Blick über die Tasten rotieren. Oft habe ich mir schon die Frage gestellt: Womit verbringt unser Nachwuchs wohl sonst noch seine freie Zeit? Eine Antwort darauf gab mir gestern mein allmorgendlicher Blick in die Tagespresse, in der man die Aussagen von über zweitausend Teenys hinsichtlich ihrer „Lieblingsbeschäftigungen“ der Öffentlichkeit preisgab. Das Ergebnis eröffnete mir eine ganz neue Welt, eine Welt derer, die sich heute bereits schon Sorgen über eine gerechte Rente machen. Demgegenüber erfuhr ich immerhin auch, dass über 80% das „Abhängen mit Freunden“ angaben, 90% sogar das sogenannte „Chillen“, (was wohl das Abhängen auch ohne Freunde ausdrückt). Kulturelle Interessen, wie Theater, Kino und Museen kamen lediglich auf ganze drei Prozent, und die Politik stand als glatte Null da.

Ein hartes Leben! Da ist man abends sicher total gestresst.   

MITFLUG-SERVICE

Die Veröffentlichung einer Leserzuschrift befasste sich in dieser Woche mit der in Israel gestarteten Sonde Bereschit, der man eine digitalisierte Thora als Mitflug Service zum Mond 

beigefügt habe. Der Schreiber äußerte den Wunsch, auch Bibel und Koran diese Würdigung zuteilwerden zu lassen, denn schließlich bildeten ja die Heiligen Schriften die Grundlagen wissenschaftlicher und technologischer Erkenntnisse, die einen Flug zum Mond erst ermöglichten. 

Hinsichtlich seiner historischen Erkenntnisse war ich mir allerdings nicht so sicher, wenn ich beispielsweise an Kopernikus und Galilei dachte. Doch der letzte Satz seiner Zuschrift überzeugte mich davon, dass ich offensichtlich auf eine Satire reingefallen war. Er lautete: „Die Heiligen Schriften gemeinsam zum Mond zu schießen, wäre ein bedeutender Schritt für den Weltfrieden.“ 

Ganz so hart hätte ich allerdings nicht geurteilt.

KLERIKALE OFFENBARUNGEN

Endlich scheint die Zeit gekommen, da der vermutlich seit Jahrhunderten geübte pädophile Missbrauch durch katholische Geistliche und dessen Vertuschen vor der Öffentlichkeit durch  „Würdenträger“ der Kirche ein Ende beschert wird.

Statt für eindeutige Verbrechen in den Knast zu wandern, wurden ertappte Pädophile als angemessene „Strafe“ in einen anderen Sprengel versetzt. 

Wer sich für sein künftiges Dasein einmal vorbehaltlos dazu bekannte, seine sexuellen Bedürfnisse lebenslang im Bedarfsfall durch Masturbation zu befriedigen, sollte auch dabei bleiben und sich nicht stattdessen religiös verordnetem Eheverbots heimlich jener Bedürfnisse bei Minderjährigen zu bedienen. Gibt es etwas, das verwerflicher ist?

Wie vereinbarten sich bislang eigentlich die in einem demokratischen Staat für ausnahmslos ALLE gültigen Gesetze mit jenen, für die eine Institution glaubte, für sich Ausnahmen in Form eigener Rechte in Anspruch nehmen zu dürfen?

TRÖDEL-KONJUNKTUR

Ich weiß nicht, ob der Eindruck täuscht: Neben der Dauer-Lachnummer in Nachrichten und Diskussionen über den Brexit hat sich im Unterhaltungsbereich neben den Ratespielchen vorzugsweise ein Thema zum Renner entwickelt: 

Das Bare für das Rare ist wohl der Befriedigung beider daran beteiligten Seiten in erster Linie gewidmet; egal, ob es sich dabei um das Verhökern alter Erbstücke an Händler handelt, um Versteigerungen – mehr oder weniger – wertvoller oder seltener Gegenstände oder gar umfunktioniertem Krempel zu einem „Pop-Art-Kunstwerk“.  

Ich erinnerte mich, dass ich jenem Thema selbst einmal meine Aufmerksamkeit widmete und fand tatsächlich in den Annalen meiner Schreibereien auch den Beweis für meine Erinnerung. Da schrieb ich also vor mehr als fünfzig Jahren folgende Zeilen in heimatlicher Mundart unter dem Titel: Sammlers Ode :

Wenn et wat zu sammeln jiebt, 

nehm ick´s in de Mache, 

Sammeln hab ick stets jeliebt! 

Wo sich wat zusammenschiebt, 

bin ick bei de Sache.

Sonntachs hau ick mir in Kluft 

un hol mit de Schippe 

manchen Schatz aus seine Jruft 

an de frische Frühlingsluft 

draußen von de Kippe.

Übahaupt hab ick en Bock 

jrad uff det Antike; 

Jotik Rene-angst, Barock, 

Pulvahorn un Ladestock 

klingt mia wie Musike.

Ick räum Ijan Boden uff 

jratis mang de Spinnen, 

un ick zahle noch wat druff 

füa nen richtjen Wäschepuff 

voll mit Omas Plünnen. 

Grit, wat meine Kete is, 

schwimmt uff meine Woge, 

sie hat ooch füa det un dis – 

da bin ick mia janz jewiss – 

stets det richtje Ooge.

Wenn uns einst dea Storch beeat 

mit na Anzahl Jören, 

wernse jleich von mia beleat, 

fürt Antike uffjekleat, 

det kann ick beschwören.

DER ANMAßENDE UNTERTAN

Bereits seit Monaten ist Neuruppins großer Dichter fast täglich weiterhin auf Wanderschaft – nunmehr aber durch die märkische Presse. Genau heute hätte (oder hat) er seinen zweihundertsten Geburtstag. 

Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, auch ihn einmal (in einer Glosse über den Preußenstaat) missbraucht zuhaben:  

In der guten alten Zeit ging man gegen unrechtmäßiges Aneignen von Adelsprädikaten konsequent vor, wie das Auffinden eines geheimen Dokuments aus Kaisers Zeiten beweist, ein Dokument der Königlich Preußischen Kontrollkommission gegen die Anmaßung eines Untertans. Darin wird einleitend kundgetan, dass Seine Majestät höchst ungehalten reagierte, als die Kommission unter Leitung des Ratsvorsitzenden Professor G.Heim mitteilte, dass ein gewisser Schreiberling Tane aus Neuruppin sich anmaße, einen Adelsstand vorzutäuschen. 

Dem Schreiberling Tane wird vorgeworfen, unberechtigt seinem Namen ein VON vorangesetzt zu haben, wobei die wohl niedere Bildung des Tane erhebliche Schwächen in der deutschen Rechtschreibung offenbare. So schreibe er das VON mit F statt mit einen Vogel-Vau, zudem ohne Trennung vom eigentlichen Namen – und das F gar als Großbuchstaben. 

Der Rat schlägt deshalb vor, den dieser sträflichen Tat Beklagten – mit Seiner Majestät Zustimmung – in die ihm zustehenden Schranken zu verweisen. 

Am Ende des Schreibens wird von der Kommission folgende Ahndung vorgeschlagen: 

„………..Sollte dieser Tane in Zukunft weiterhin auf eine Silbe vor seinem Namen bestehen, so gewähren wir ihm sogar ein Verhältniswort mit zwei Silben – und zwar:UNTER, und das sollte er dann ebenfalls groß und mit dem eigentlichen Namen zusammen schreiben. Da weiß der Kerl dann endlich wieder, wo er hingehört.“ 

Ob der Beklagte zu seinen Lebzeiten je ein solches Schreiben erhielt, ist nicht überliefert.