SPRUCHWEISHEIT
Das scheint also kein ganz neues Problem zu sein – auch wenn ich es in meiner Kindheit und Jugend vermeintlich anders erlebt habe, wie mir in Erinnerung ist. Deshalb frage ich mich: Wo ist bloß diese einstige Ehrlichkeit geblieben? Warum hat man uns des fast zur Selbstverständlichkeit gewordenen Vertrauens beraubt? Oder ist diese Erinnerung nur ein der Vergesslichkeit zuzuordnendes Relikt?
Erfolge durch Betrug werden inzwischen allenthalben als Cleverness oder gar als Erfolgsgeheimnis gewertet. Das entsprechende Verhalten hat heute – wie es scheint – in Hinsicht eines gesunden Rechtsverständnisses den Stellenwert, den man einst einer harmlosen Mogelei zuordnete.
Dies als Normalität anzuerkennen, fehlt mir jedwede Spur von Toleranz. Vielleicht aber kann ich mit meiner Einstellung zu jenem Konservativismus dafür bei den Bayern-Häuptlingen, die sich die Rückbesinnung auf mehr konservative Werte auf ihr Banner geschrieben haben, einen Blumentopf gewinnen? Doch, wenn ich richtig schlussfolgere, wird da wohl nichts draus. Auf dem Gebiet wird man auch in Bayern gern weiterhin die moderne Variante bevorzugen.
Mit der Erfindung der sogenannten „Fake-news“ und deren Integration – nicht nur in unseren Sprachgebrauch – , hat man Wahrheiten in Frage gestellt und sich damit – je nach Bedarf – realen Fakten einschließlich deren Logik und einstiger Selbstverständlichkeit entledigt. Seither haben Lügereien Hochkonjunktur. Fake-news wurden gar als interpretierbar definiert: Ein Fakt oder eine Verlautbarung wird anerkannt oder auch nicht. Die Verharmlosung der Differenz zwischen Wahrheit und Lüge wurde zur alltäglichen Gepflogenheit.
Beim Fußball nennt man das: Vortäuschung, eine Schwalbe, und dafür gibt es die gelbe Karte, und bei Wiederholung die rote, und damit wird man vom Platz verwiesen.