Das ist für mich auch deutsch:
In der Tagespresse (MAZ vom 18. Juli) erschien ein Beitrag, den ich in seinem Realitätsgehalt für noch unzutreffender erachte als die alten Bauernregeln hinsichtlich des Wetters, in denen lediglich der pure Zufall ab und an einen Treffer zulässt.
Der Autor, der sich auf eine sogenannte Studie nach Umfrage einer Unternehmensberatung beruft, listet in der veröffentlichen Aussage neunzehn Autotypen auf, denen er jeweils ganz speziell eine Reihe persönlicher Charakteristika ihrer Eigentümer oder Nutzer zuschreibt.
Beispiel: MERCEDES
Zitat: „Deutschlands Spießer fahren einen Mercedes. Sie sind arrogant, ernst, unsportlich und nicht umweltbewusst – und positive Eigenschaften haben sie eigentlich nicht. Immerhin haben sie mehr Geld als die meisten anderen.“
Sämtliche Qualifizierungen in den Plädoyers des Autors tendieren zwischen Lobhudelei und Diskriminierung. Imagegeilheit erscheint als die positivste Bewertung, Einschätzungen, die ich nicht nachvollziehen kann und nach deren zur Kenntnisnahme ich nicht ungern dem Verfasser – außer Oberflächlichkeit und fehlender Recherche – gern auch ein paar deftigere Attribute verpassen könnte. Ich weiß allerdings nicht so recht, ob er, wenn ich ihn als Depp bezeichnen würde, sich nicht wie ein Hollywood-Star vorkäme.
Zunächst vermutete ich in dem Artikel ja eine satirische Betrachtung über des Deutschen Liebling und seinen jeweiligen Gasgeber. Doch darüber macht man wohl in unserem Land keine Witze. Es war also offensichtlich ernst gemeint und sollte demzufolge die Realität widerspiegeln
Ich muss ja die Meinung des Autors und seiner Ratgeber nicht teilen.Wer für sein Image überhaupt einen fahrbaren Untersatz braucht, hat den Wettbewerb um ein positives Image von vornherein verloren. Die Wahl eines Fahrzeugs hat beim normalen intelligenten Bürger (hoffentlich der Mehrheit!) ganz andere Prämissen, die allerdings in der angeblichen Studie überhaupt nicht vorkommen, Prämissen der in Wahrheit wirklich coolen Typen. Nicht ein einziger meiner Familie, Freunde, Bekannten oder Nachbarn entspricht nur im Geringsten der angeblichen Umfrage. Jene Veröffentlichung sollte wohl eher ausschließlich das Einkommen des Autors aufbessern. Wer nur image-geil ist, lebt stets unzufrieden, denn er gerät sein Leben lang stets ins Hintertreffen.
Als bekennender Mercedes-Fahrer (seit 20 Jahren mit dem gleichen Benziner!) der als Umwelt-Yankee weder nennenswert arrogant noch unsportlich ist, der lediglich das ernst nimmt, was man nicht als Ulk unter den Tisch kehren sollte, und der nicht mit finanziellem Reichtum gesegnet ist, bekenne mich jedoch zu jenem zugeteilten Begriff „Spießer“ – wenngleich in einem absolut anderen Begriffs-Verständnis. Ich spieße allzu gern das auf, was Mitmenschen zu Deppen macht, um sie von den realen Problemen fern zu halten. Vielleicht wäre da die Bezeichnung „Aufspießer“ wohl zutreffender.